Sonntag, 29. März 2015

Textkritik, leere geistlose Worthuelsen, Solipsismus als extremer Egoismus


http://de.m.wikipedia.org/wiki/Solipsismus

http://de.m.wiktionary.org/wiki/Solipsismus

http://www.philolex.de/solipsis.htm

metaphysischer Solipsismus: Nur das eigene Ich existiert. Nichts außerhalb des eigenen Bewusstseins existiert, auch kein anderes Bewusstsein.
methodologischer Solipsismus: Die Bedeutung konzipierter Begriffe hängt einzig von Bewusstseinszuständen des denkenden Subjekts ab.
ethischer Solipsismus bzw. „Egoismus“: Es ist rational, das eigene Handeln nur danach zu beurteilen und auszurichten, dass die eigenen Präferenzen (etwa eigenes körperliches Wohlergehen usw.) weitestmöglich erfüllt werden (und Präferenzen anderer überhaupt nicht mit in Betracht zu ziehen).

Alle drei Arten von Solipsismus wurden und werden in unterschiedlichsten Ausprägungen entwickelt, verteidigt und von anderen Philosophen angegriffen.

„Und natürlich ist der Solipsismus auch nie als ernsthafte Überzeugung von einem gesunden Menschen vertreten worden (wem gegenüber auch?); er gehört vielmehr ausschließlich ins philosophische Denklabor und wird dort gelegentlich als eine rein methodische Fiktion herangezogen, […]“.

Solipsismus


 Beschreibung des Solipsismus

 Wie Subjektphilosophen versuchen, den Solipsismus zu vermeiden

 Links zum Solipsismus

Beschreibung des Solipsismus

Solipsismus (von lat. solus und ipse) bedeutet die Vorstellung eines Individuums das einzige wirklich existierende Subjekt, das einzige sich wissende Ich zu sein. Alle anderen Menschen seien – wie die Menschen in einem Traum – Traumvisionen oder ähnliches. In einem weitergehendem Sinne bedeutet Solipsismus, dass die ganze Welt, das ganze Sein sich in den subjektiven Bewusstseinsinhalten erschöpfe. .

Begriffsgeschichtlich hat man unter Solipsismus ursprünglich einen extremen Egoismus verstanden. In diesem Sinne wird dieser Begriff auch häufig noch verwendet. So wird Max Stirner als Vertreter eines extremen Egoismus im Brockhaus als Solipsist bezeichnet.

Wie kann es zu einer solchen – aus Sicht des »gesunden Menschenverstandes« – wahnsinnigen Vorstellung kommen?

Zu Beginn sind Menschen naturwüchsig Naive Realisten, d. h. die um einem Menschen herum existierende Welt wird als Realität oder Wirklichkeit angesehen, die auch genauso existieren würde, wenn ich (oder ein anderer Mensch/Lebewesen) nicht hier wäre. Durch philosophische und naturwissenschaftliche Erkenntnissekann es dazu kommen, dass ein Mensch erkennt, dass die Welt, die er um sich herum erlebt – zumindest in der Form, wie er sie erlebt –, sein geistiges Konstrukt ist. Hier einmal angekommen, stellen sich viele Menschen die Frage: Was ist denn die Welt unabhängig von mir, von meinen Wahrnehmungen, Gedanken etc.?

Viele Philosophen sind der Überzeugung eine sichere Antwort auf diese Frage zu haben, andere glauben, dass diese Frage mit letzter Sicherheit nicht zu beantworten sei. [2] Ich zähle mich zur zweiten Gruppe.

Zu dieser Welt, über deren tatsächlicher Beschaffenheit ich kein sicheres Wissen haben kann, gehören auch die menschlichen Körper, sowohl mein Körper, wie die Körper der anderen Menschen. Von mir selbst weiß ich mit unmittelbarer Sicherheit, dass ich ein mich wissendes Ich bin, unabhängig davon, ob mein Körper und die gesamte übrige materielle Welt nur Traum oder ähnliches sind. Bei den anderen menschlichen Körpern kann ich nur vermuten, dass sie wie ich sich wissende Ichs sind. (Nach der Vergleichshypothese – bei gleichen Gegenständen vermuten wir gleiche Eigenschaften, siehe  Evolutionäre Erkenntnistheorie.) Das »Fremdseelische« oder »Fremdpsychische« ist für mich unerreichbar und deshalb kann ich keine letzte Sicherheit über seine tatsächliche Existenz haben. (In meinen Träumen oder in Computersimulationen kommen auch Menschen vor, von denen ich annehme, dass sie keine sich wissende Ichs sind.) [3]Die anderen Menschen sind eventuell sich wissende Subjekte wie ich, oder auch nicht. Beides ist denkmöglich. Beide Behauptungen sind weder beweisbar noch widerlegbar. Die einzige Möglichkeit mit unbezweifelbarer Sicherheit die Existenz des Fremdseelischen zu wissen, wäre, dass mir dieses Fremdseelische so unmittelbar gegeben wäre, wie mein eigenes Seelisches, Psychisches oder Ich-Bewusstsein. Dies könnte z. B. durch parapsychologische Erlebnisse geschehen.

Der menschliche Verstand ist nach meiner Überzeugung nicht in der Lage, einen Zweifel an der Existenz der Welt (als ein von mir unabhängigen Tatbestand) und des Fremdseelischen mit letzter Sicherheit auszuschließen. Dieser Zweifel – ständig anwesend – könnte aber zu Handlungs- und Lernunfähigkeit führen. Wenn man diese vermeiden will, sollte man den immer möglichen Zweifel »einklammern« und sich auf die Welt einschließlich der anderen Menschen einlassen. (Eventuell gibt es sie ja tatsächlich.) Aber die Entscheidung für die Einklammerung des Zweifels ist willkürlich und kann jederzeit zurückgenommen werden. AlleErkenntnisse, die man nach dieser willkürlichen Entscheidung erringt, stehen unter dem grundsätzlichen Vorbehalt: »Es kann auch ganz anders sein.«

Solipsismus bedeutet nicht Notwendigerweise, wie des Öfteren behauptet, die Identität von Ich und Welt, bzw. Weltall, Sein oder welche Worte man auch immer benutzen mag. Wenn man den subjektiven Idealismus und Solipsismus konsequent zu Ende denkt wird nicht nur das »Nicht-Ich« und das »Du« problematisch, sondern auch das "Ich". Wenn es lediglich darum ginge, dass ich eine materielle Welt, einschließlich menschlicher Körper, um mich herum wahrnähme, dann würde es mir keinerlei Probleme machen, mir vorzustellen, diese Welt sei ein Produkt meines Geistes, eben wie im Traum. Aber wenn ich mir die kulturelle Welt, die Bücher, die philosophischen Systeme, die wissenschaftlichen Theorien, die Kunstwerke, die Gemälde und Skulpturen, die Musik von Beethoven und Mozart etc. selbst schaffen würde, dann wäre ich viel mehr, als ich unter »Ich« verstehe. Was ich unter »Ich« verstehe, ist nicht identisch mit dem Sein. Über die Existenz des Femdseelischen und der Existenzart der von mir erlebten Welt ist damit aber noch nichts ausgesagt. [4]Es wird die Auffassung vertreten, dass der Solipsismus für das praktische Leben eine potentiell gemeingefährliche Einstellung sei. Warum solle man z. B. eine Frau nicht vergewaltigen und umbringen, wenn sie sowieso kein sich wissendes ich ist? Dazu ist folgendes zu sagen:
Ethische Aussagen oder Forderungen können nie ein Argument für oder gegen die Richtigkeit einer Tatsachenbehauptung sein.
Es ist mir nicht bekannt, dass irgendwo, irgendwann ein Vergewaltiger, Mörder etc. sich als Solipsist bezeichnet hat und damit seine Taten entschuldigte. (Hitler und  Stalin waren jedenfalls keine Solipsisten.)
Mir ist überhaupt niemand bekannt, der sagt, es gibt nur mein Ich und sonst nichts. Mir sind lediglich Leute bekannt, die sagen, es ist nicht ausschließbar, dass es nur mein Ich gibt. Und viele Philosophen, die eine solche Aussage eigentlich machen müssten, wenn sie ihre Positionen konsequent zuende denken und öffentlich äußern würden, drücken sich um eine solche Aussage herum, weil sie nicht salonfähig ist.


Wie Subjektphilosophen versuchen, den Solipsismus zu vermeiden

Jede Subjektphilosophie muss sich mit dem Problem des Solipsismus auseinandersetzen. Jeder Mensch, der eine letztendlich wahre Erkenntnis der von uns unabhängig existierenden Welt nicht für möglich hält, muss die Nichtexistenz des Fremdpsychischen und damit den Solipsismus als Möglichkeit in Erwägung ziehen. Ein Philosoph, der seine Positionen nicht konsequent zuende denkt, weil er Angst hat, der Lächerlichkeit und der gesellschaftlichen Ächtung anheimzufallen, ist ein halbherziger Philosoph. Leider gibt es eine ganze Menge davon. (Das »nicht konsequent zuende denken« muss aber kein vorsätzlicher, bewusster Prozess sein. Es werden häufig unbewusste Erkenntnisschranken sein. Und es kommt wohl auch vor, dass Philosophen bestimmte Einsichten nicht öffentlich äußern, um sich nicht Aufstiegs-, Lehr- und Einflussmöglichkeiten zu verbauen. Dann sollte man zumindest dafür sorgen, dass diese Einsichten posthum veröffentlicht werden.)

Descartes stellte in seinen Meditationen fest, dass alles, was er bisher als richtig ansah, falsch sein könnte. Im Verlaufe des durch diese Feststellung bedingten radikalen Zweifels gelangte er zu seinem berühmten »Cogito ergo sum«. An diesem Punkt angekommen, besteht die Möglichkeit des Solipsismus. Descartes gelangt zur Sicherheit, dass die Welt und damit auch die anderen Menschen unabhängig von seinem Denken existieren, nur dadurch zurück, dass er die Existenz Gottes »beweist« und gleichzeitig, dass dieser Gott kein Täuschergott sein kann. Wenn man Descartes überzeugend findet bis zu dem Punkt, wo er nur noch weiß, dass er ein denkendes Etwas ist (und bis dort finde ich ihn sehr überzeugend), dann aber seine Gottesbeweise nicht teilt (und meines Wissens tut das heute fast keiner mehr), dann gibt es keinen Weg zurück zur Sicherheit, dass die Welt und die anderen Menschen unabhängig von mir existieren.

Fichte ist  subjektiver Idealist, und zwar viel konsequenter als Berkeley, da er keinen über den individuellen Geistern stehenden objektiven Geist, also Gott kennt. In einem vorbewussten Stadion setze das Ich sein eigenes Sein. Und da das Ich seinem innersten Wesen nach Tätigkeit sei, setze es sich, ebenfallsunbewusst, ein Nicht-Ich, die Welt, als Schranke, als Widerstand entgegen. Wo (der frühe) Fichte allerdings die anderen »Ichs« hernimmt, ist mir schleierhaft. Soweit ich das sehe, müsste er Solipsist sein. Denn warum sollte die um mich herum existierende Welt mein Produkt sein, bloß die anderen Menschen nicht? (Der späte) Fichte umgeht den Solipsismus dadurch, dass er seine anfänglichen Auffassungen so stark relativiert, dass er sie faktisch wieder zurücknimmt. Er nähert sich schon dem hegelschen Weltgeist, wo subjektiver und objektiver Geist identisch (und gleichzeitig nichtidentisch) sind.

Nach Schopenhauer ist der Solipsist ein in ein uneinnehmbares Blockhaus verschanzter Irrer. Solipsisten gehörten ins Tollhaus. Schopenhauer benutzt starke Worte, aber Beschimpfungen sind keine Argumente. »Uneinnehmbar« bedeutet hier »unwiderlegbar«. Und solange eine Behauptung nicht widerlegbar ist, bleibt der behauptete Zustand als Möglichkeit bestehen.

Husserl fordert: Zurück zu den Sachen! Man solle zu dem zurückzukehren, was sich tatsächlich ereigne, vom Standpunkt desjenigen gesehen, der etwas Bestimmtes erlebt und dieses Erlebte nicht schon von vornherein durch Interpretationen, Abstraktionen und  Begriffsbildungen unkenntlich machen. Zu dem, was ich unmittelbar erlebe, gehört aber nicht das Fremdpsychische. Aber – sagt Husserl – aus meiner eigenen Leiberfahrung wisse ich, dass die Erscheinungsform bestimmter Körper nur so zu erklären sei, dass sich in ihnen ein anderes Ich manifestiere. Nun gab es schon zu Husserls Zeiten Träume, Halluzinationen etc. Allen in solchen Zuständen erlebten menschlichen Leibern müsste dann ein Ich entsprechen, das sich in diesen Leibern manifestiert. Heutzutage, wo Cyperspace Welten vorhanden sind und weiter perfektioniert werden, müsste jedem computersimulierten menschlichen Körper auch ein sich wissendes Ich entsprechen, das sich in diesen Leibern manifestiert.

Für die Radikalen Konstruktivisten ist die Welt ein Konstrukt, eine Erfindung des Menschen. Konsequent zu ende gedacht, ist die Welt aber nicht unsere Erfindung, sondern meine Erfindung. Wieso sollte die ganze Welt Erfindung sein, ausgenommen die menschlichen Körper? Die (oder jedenfalls einige) Radikale Konstruktivisten umgehen den Solipsismus dadurch, dass sie sagen, sie würden lediglich einen epistemologischen Solipsismus vertreten. Dass erkennende Wesen würde wie ein geschlossenes System funktionieren und keine Außenwelt erkennen können. Dies bedeute aber nicht, dass es diese Außenwelt nicht gebe. Der epistemologische Solipsismus schließt aber die Möglichkeit ein, dass Fremdpsychisches nicht existiert. Würde man mit Sicherheit die Existenz anderer Subjekte behaupten, würde man sichere Aussagen über die von einem unabhängige Realität machen, was nach der Grundüberzeugung der Radikalen Konstruktivisten eben nicht möglich ist.

Der konsequent zu ende gedachte Fallibilismus, wie er im Kritischen Rationalismus vertreten wird, beinhaltet die Möglichkeit des Solipsismus. Würde man mit Sicherheit die Existenz anderer Subjekte behaupten, würde man sichere Aussagen über die von einem unabhängige Realität machen, was dem Fallibilismus widerspricht. Einer der aktivsten Verfechter des Kritischen Rationalismus im Internet, Dr. H. J. Niemann, umgeht den Solipsismus, in dem er ihn zwar für unwiderlegbar, aber im praktischen Leben für unbrauchbar erklärt und im Übrigen die Solipsisten mit abfälligen Bemerkungen belegt. Aber eine eindeutige Aussage, dass der Solipsismus eine Möglichkeit bleibt, solange er nicht mit letzter Sicherheit ausschließbar ist, gibt es von den Kritischen Rationalisten meines Wissens nicht. (Ich sage das unter Vorbehalt, da ich nicht alle Äußerungen aller Kritischen Rationalisten kenne.)
Links zum Solipsismus
Solipsismus – Eine beinahe unbekannte Philosophie
Solipsist von Prof. Dr. Karl-Josef Durwen
Solipsismus – Existentialismus aus solipsistischer Sicht von Joseph Hipp
Das Problem des Solipsismus von Dr. Werner Stangel
(Installierter Acrobat Reader notwendig. Viele Informationen über die Auffassungen diverser Philosophen zum Solipsismus. Viele Fremdworte und komplizierte Satzkonstruktionen.)
Literaturliste zum Solipsismus von Dr. M. Stamm
Solipsism and the Problem of Other Minds by The Internet Encyclopedia of Philosophy
Solipsismus von Eisler
Solipsismus bei Wikipedia




AnmerkungenAnm. 1: So fragt Ijon Tichy den Professor Trottelreiner in dem sehr zu empfehlenden Roman Der futurologische Kongress von Stanislaw Lem. Ohne allzuviel zu verraten, der Professor gab nur vor, eine Methode zu kennen. (Suhrkamp 1979, S. 57) Zurück zum TextAnm. 2: Zur ersten Gruppe gehören z. B. die Vertreter der Religionen, anderer  objektiv-idealistischer Systeme und die Vertreter  materialistischer Systeme. Zur zweiten Gruppe gehören z. B. Hume, Kant, die Positivisten, die Pragmatisten, die Kritischen Rationalisten und die Radikalen Konstruktivisten. – Zurück zum TextAnm. 3: Ausführlich beschäftigt habe ich mich mit dem Zweifel an der Welt und am Fremdpsychischen im Ersten Teil von Meiner Philosophie. In einigen Jahren oder Jahrzehnte gibt es vielleicht tatsächlich das »holodeck« wie heute in der Fernsehserie Raumschiff Enterprise. Vielleicht gibt es holodecks sogar schon heute und ich befinde mich – ohne es zu wissen – in einer virtual reality. Es gibt Menschen, die glauben, dass es einst möglich sein wird, alle Inhalte des Gehirns eines Menschen zu digitalisieren und sich dann mit seinem Ich in künstliche Wirklichkeiten hineinzubegeben. Wenn dies möglich sein sollte, findet dies vielleicht gerade statt. Zurück zum TextAnm. 4: Ausführlicher beschäftigt habe ich mich mit dem Verhältnis von Ich und Sein im 7. und 10. Kapitel von Meiner Philosophie. – Zurück zum Text

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Zum Wirklichkeitsbegriff Rudolf Steiners
http://www.gideonspickerverlag.ch/intuition1.html

der Streit - Neurealismus (statt naiv Realismus) und Neunominalismus

Heute stehen sich mitten im Umfeld der Anthroposophie zwei Geistesströmungen gegenüber, die sich schon einmal im Mittelalter gegenüberstanden: Der Nominalismus, der eine real existierende, differenzierte, wesenhafte geistige Welt leugnet, und der Realismus, wie ihn Rudolf Steiner vertrat. Im Mittelalter standen sich der arabische Philosoph Averroes und der christliche Philosoph Thomas von Aquin gegenüber.
Die Frage, welche Realität das Geistige hat, ist von unmittelbarer Konsequenz für das ganze Menschenwesen. Die nominalistische Auffassung kennt, wie ich gezeigt habe, im Grunde nichts zwischen dem individuellen Menschen-Ich und einem vorgestellten oder postulierten Universal-Ich. Christian Clement glaubt, mit seinen Thesen an den deutschen Idealismus anzuknüpfen – oder Steiner daran anknüpfen zu können –, aber seine Version offenbart einen höchst abstrakten Charakter. Mehr noch, er geht sorglos mit Aussagen Steiners um. Und hinter allem steht das Spöttische, Profane, das alle Vertreter des neuen Nominalismus gemeinsam zu haben scheinen: Clement, Eggert, Hau...
Einblicke in den Kampf um konkrete Begriffsbildungen und Einsichten:
Holger Niederhausen. siehe auch

Realismus (nicht naiv) und Nominalismus.

Es gibt ein ganzes Gebiet im Umkreis unserer äußeren
Erfahrung, für welches der Nominalismus, das heißt die Vorstellung, daß das Zusammenfassende nur ein Name ist, seine volle Berechtigung hat. Die Zahl hat keine
Existenz. Für das, was in den Zahlen vorhanden ist, ist der Nominalismus absolut
richtig; für das, was so vorhanden ist wie das einzelne Tier gegenüber seiner Gattung,
ist der Realismus absolut richtig. 151.33f
Aus dem römisch-lateinischen Wesen entwickelte sich der Nominalismus, für
den allgemeine Begriffe nur Namen sind, wie man aus der Grammatik und Rhetorik
heraus denken mußte. Wie man da nur zum Nominalismus kommen konnte, so entwickeltesich bei denen, die doch einen Funken Volkstum in sich hatten, wie Albertus
Magnus und Thomas von Aquino*, ein Realismus, der das gedankliche Element
wie etwas ausgesprochen Reales empfand. 325.61
Die Scholastiker* waren, wenigstens
in ihrer realistischen Strömung, durchaus der Meinung, daß die Gedanken den
Menschen von außen gegeben werden, nicht von innen fabriziert werden. Heute ist
man der Meinung, daß die Gedanken nicht von außen gegeben werden, sondern von
innen fabriziert werden. Dadurch ist der Mensch dazu gekommen, nach und nach in
seiner Entwickelung alles fallenzulassen, was sich nicht auf die äußere Sinneswelt
bezieht. 220.131
Die Arten von Pflanzen (beispielsweise) sind für das heutige Denken,
für dieses arme, abstrakte Denken der Gegenwart eben Abstraktionen, Begriffe.
Sie waren es schon im Mittelalter, und weil man auch damals schon nichts mehr
wußte von dem, was im Geistigen webt und lebt als Grundlage des Physischen, kam
der berühmte Streit auf zwischen Realismus und Nominalismus, das heißt, ob das,
was als Arten existiert, bloßer Name ist oder etwas real Geistiges. Für das hellseherische Bewußtsein hat dieser ganze Streit nicht den allergeringsten Sinn, denn wenn es sich richtet über die Pflanzendecke unserer Erde hin, so dringt es durch die äußere physische Pflanzenform in ein geistiges Gebiet, da leben als wirkliche reale Wesen die Gruppenseelen der Pflanzen. Und diese Gruppenseelen sind einerlei Realität mit dem, was wir die Arten der Pflanzen nennen. Zu der Zeit, als die Luft-Wärme-Lichtkugel der alten Sonne* in ihrer vollen Blüte war, als das dort spielende Licht* an die Gasoberfläche herauswarf die lichtfunkelnden Blütenformen des Pflanzendaseins,
damals waren diese Formen dasselbe, und zwar in physischer Gasgestalt, was heute
nur noch im Geistgebiete als die Arten der Pflanzen zu finden ist. 122.65f

Der Mensch bildet sich über die sinnenfällige Wirklichkeit Begriffe. Für die Erkenntnistheorie entsteht die Frage, wie sich dasjenige, was der Mensch als Begriff
von einem wirklichen Wesen oder Vorgang in seiner Seele zurückbehält, zu diesem
wirklichen Wesen oder Vorgang verhält. 21.138
Anthroposophische (Geisteswissenschaft)
zeigt, daß außer der Beziehung des Menschen (zum sinnlich angeschauten
Objekte), die im «Sinnenfälligen» vorhanden ist, noch eine andere besteht. Diese tritt
in ihrer unmittelbaren Eigenart nicht in das gewöhnliche Bewußtsein ein. Aber sie
besteht als ein lebendiger übersinnlicher Zusammenhang zwischen dem Menschen
und dem sinnlich angeschauten Objekte. Das Lebendige, das im Menschen durch
diesen Zusammenhang besteht, wird durch seine Verstandesorganisation herabgelähmt
zum «Begriff». Die abstrakte Vorstellung ist das zur Vergegenwärtigung im
gewöhnlichen Bewußtsein erstorbene Wirkliche, in dem der Mensch zwar lebt bei
der Sinneswahrnehmung, das aber in seinem Leben nicht bewußt wird. Die Abstraktheit
von Vorstellungen wird bewirkt durch eine innere Notwendigkeit der Seele.
Die Wirklichkeit gibt dem Menschen ein Lebendiges. Er ertötet von diesem Lebendigen
denjenigen Teil, der in sein gewöhnliches Bewußtsein fällt. Er vollbringt
dieses, weil er an der Außenwelt nicht zum Selbstbewußtsein kommen könnte, wenn
er den entsprechenden Zusammenhang mit dieser Außenwelt in seiner vollen Lebendigkeit erfahren müßte. Die Art, wie der Mensch seinen Erkenntnisvorgang nach
innen in die Abstraktheit der Begriffe auslaufen läßt, ist nicht bedingt durch ein
außer ihm liegendes Wirkliches, sondern durch die Entwickelungsbedingungen seines
eigenen Wesens, welche erfordern, daß er im Wahrnehmungsprozeß den lebendigen
Zusammenhang mit der Außenwelt abdämpft zu diesen abstrakten Begriffen,
welche die Grundlage bilden, auf der das Selbstbewußtsein erwächst. Daß dieses so
ist, das zeigt sich der Seele nach der Entwickelung ihrer Geistorgane. Durch diese
wird der lebendige Zusammenhang mit einer außer dem Menschen liegenden
Geist-Wirklichkeit wieder hergestellt; wenn aber das Selbstbewußtsein nicht bereits
ein Erworbenes wäre vom gewöhnlichen Bewußtsein her: es könnte im schauenden
Bewußtsein nicht ausgebildet werden. (Anthroposophische Geisteswissenschaft ist
also Realismus nicht Nominalismus). 21.140f

Scholastiker realistische und nominalistische. In früheren Zeiten sahen die Menschen
nicht bloß auf den Begriff «Wolf», sondern auf die reale, in der geistigen Welt
vorhandene Gruppenseele* Wolf. Das war eine reale Wesenheit. Diese reale Wesenheit
einer früheren Zeit, hatte sich bei den Scholastikern verflüchtigt zu dem abstrakten
Begriff; aber immerhin hatten die realistischen Scholastiker eben noch das
Gefühl, im Begriff ist nicht ein Nichts (ein Name) enthalten, sondern es ist ein Reales
enthalten. Die ganze Entgeistigung der modernen Zivilisation drückt sich aus in dem
Übergang vom Realismus* zum Nominalismus. 220.163ff 

Man fühlte die Ideenwelt in sich. Man erlebte sie als etwas Reales. Aber man fand in der Seele nicht die Kraft, in den Ideen den Geist zu erleben. So entstand der Realismus, der die Realität in den Ideen empfand, aber diese Realität nicht finden konnte. Der Realismus hörte in der Ideenwelt das Sprechen des Weltenwortes, er war aber nicht fähig, die Sprache zu verstehen. … Der Realismus lebte ein totes Dasein. Er wußte von der Realität der Ideenwelt; aber er konnte im lebendigen Erkennen nicht zu ihr gelangen. (GA 26, S.246-7).

Rudolf Steiners Erkennen und Clements Deutung - Holger Niederhausen


Rudolf Steiners Erkennen und Clements Deutung


Eine Entgegnung auf eine aktuelle Darstellung Clements.


Inhalt

Clements Aussagen

Berkeley, Kant, Hegel – oder Steiner?

Mentale Bilder und abhängige Wesenheiten

„Innenerfahrung“ zwischen Selbstverständlichkeit und Verengung Steiners


Clements Aussagen

In einer aktuellen Stellungnahme auf eine Besprechung seiner Einleitung zur SKA 7 schreibt Christian Clement Folgendes (meine Übersetzung folgt unten):


What I actually have said in my introduction is this: what Steiner describes as “spiritual beings” can not adequately be understood if we think about it as “things” or "objects" in some transcendent realm called “the spiritual world”, that exists separated from and independent of the "I" that perceives and knows it. Based on Steiner's epistemological framework, which he outlined in his philosophical writings, both the “spiritual world” and the “sensual (material) word” must be understood as metaphorical expressions for two states of consciousness, two modes in which the “I” experiences itself. Hence, both modes (and their particular contents) do not exist separated from or independent of the “I” which constructs, perceives and interprets them.
In other words: the "angle" - as angle - exists only as long as a human being is there to imagine it, just as a tree falling in the forest only makes a sound as long as there is a human being to hear it. And just as there are only "tables and chairs" in the "physical world", as long as a human being conceives of them. - This does not mean that the reality that manifests itself as the imagination of the angle or the perception of the sound or the mental image of the chair does not exist.Based on this interpretation of Steiner's epistemological framework, I have argued: when Steiner says: "there are angels in the spiritual world”, what he actually means is: "one can have certain inner experiences and describe those experiences as perceptions of spiritual beings and their deeds." The "angle" in the "spiritual world" is an objectification of an inner experience, just as the "chair" in the "physical world". It is a subjective representation of an objective act, just like the sound of the falling tree.In my introduction I made the case, that Steiner's text are to be read with this kind of awareness. If this is not done, these texts can be misunderstood as revelations about a transcendent reality or as naive metaphysical speculations. Many uncritical anthroposophists read them in the first way, many critics in the second - und both are, in my opinion, missing the point. The first misreading turns Steiner into a prophet, the other turns him into a fool or a con-man. Both readings, however, can not be substantiated if our understanding of anthroposophy is solely based on Steiner's published writings.Now, one can question whether this is a correct interpretation of Steiner's epistemological framework, and I do welcome any argument trying to refute it. But it is misleading and distorting to suggest this to mean that, according to Clement, Steiner "did not believe in supersensible perception or spiritual beings". On the contrary: Clement tries to understand Steiner's notions of supersensible perception and spiritual beings as integrated into his philosophical framework of human cognition.


Was ich in meiner Einleitung tatsächlich gesagt habe, ist: Was Steiner als „geistige Wesen“ beschreibt, kann nicht adäquat verstanden werden, wenn wir hier an „Dinge“ oder „Objekte“ in irgendeinem transzendenten Reich namens „geistige Welt“ denken, das getrennt von und unabhängig vom „Ich“, welches es wahrnimmt und kennt, existieren würde. Basierend auf Steiners Erkenntnistheorie, die er in seinen philosophischen Schriften darstellte, müssen sowohl die „geistige Welt“ als auch die „sinnliche (materielle) Welt“ als metaphorische Ausdrücke für zwei Bewusstseinszustände, zwei Arten, in denen das „Ich“ sich selbst erlebt, verstanden werden. Daher existieren beide Arten (und ihre jeweiligen Inhalte) nicht getrennt oder unabhängig vom „Ich“, das sie konstruiert, wahrnimmt und interpretiert.
Mit anderen Worten: Der „Engel“ – als Engel – existiert nur, solange ein Mensch da ist, der ihn sich vorstellt/imaginiert, genauso wie ein Baum, der im Wald umstürzt, nur ein Geräusch macht, solange ein Mensch da ist, der es hört. Und genauso wie es nur solange „Tische und Stühle“ in der „physischen Welt“ gibt, wie ein Mensch sie sich denkt. – Dies bedeutet nicht, dass die Realität, die sich als die Imagination des Engels oder Wahrnehmung des Geräusches oder mentales Bild des Stuhls manifestiert, nicht existiert.
Basierend auf dieser Interpretation von Steiners erkenntnistheoretischem Werk, habe ich behauptet: Wenn Steiner sagt: „in der geistigen Welt gibt es Engel“, meint er eigentlich: „Man kann bestimmte innere Erfahrungen haben und solche Erfahrungen als Wahrnehmungen geistiger Wesen und ihrer Taten beschreiben.“ Der „Engel“ in der „geistigen Welt“ ist eine Vergegenständlichung einer inneren Erfahrung, so wie der „Stuhl“ in der „physischen Welt“. Es ist eine subjektive Repräsentation eines objektiven Aktes, wie das Geräusch des fallenden Baumes.
In meiner Einleitung habe ich dafür plädiert, dass Steiners Text mit dieser Art von Bewusstsein zu lesen ist. Wenn dies nicht getan wird, können diese Texte als Offenbarungen einer transzendenten Realität oder als naive metaphysische Spekulationen verstanden werden. Viele unkritische Anthroposophen lesen sie auf die erste Weise, viele Kritiker in der zweiten – und beide verfehlen meiner Meinung nach den eigentlichen Punkt. Die erste Missdeutung verwandelt Steiner in einen Propheten, die andere in einen Narren oder Schwindler. Beide Lesarten jedoch lassen sich nicht erhärten, wenn unser Verständnis von Anthroposophie sich nur auf Steiners veröffentliche Schriften stützt.
Nun, man kann sich fragen, ob dies eine korrekte Interpretation von Steiners erkenntnistheoretischem Werk ist, und ich begrüße jedes Argument, das versucht, sie zu widerlegen. Doch es ist irreführend und sinnentstellend, zu meinen, Steiner habe laut Clement „nicht an übersinnliche Wahrnehmung oder geistige Wesen geglaubt“. Im Gegenteil: Clement versucht, Steiners Bemerkungen über übersinnliche Wahrnehmung und geistige Wesen im Zusammenhang mit seinem philosophischen Werk über das menschliche Erkennen zu verstehen.

Auto ist das Selbst
Hmmm ich war nicht dabei, habe auch kein Laut gehoert im Wald, ist es nun geschehen oder nicht?
Als die Versicherungen so redenierten wie ein Claimentein, wurden die sehe sehr reich sein. :)



 Berkeley, Kant, Fichte, Hegel – oder Steiner?
Das Problem ist, dass es bei Clement nach wie vor unklar bleibt, was er eigentlich exakt meint und wie seiner Deutung nach der Zusammenhang zwischen den höheren Wesenheiten und dem „Ich“ exakt zu denken ist.
Clement drückt sich zwar relativ exakt aus – aber gerade in dieser entscheidenden Frage reicht dieser Grad an Exaktheit nicht, um nicht doch wiederum gewaltig unterschiedliche Deutungen zuzulassen.
Der fallende Baum macht nur ein Geräusch, solange ein Mensch da ist, der es hört? Schon das ist bereits nicht wahr. Selbst wenn kein Mensch da wäre, der es hört, würden die Tiere des Waldes es sehr wohl hören – nur vielleicht nicht auf menschliche Art. Dennoch macht der fallende Baum auch für Tiere ein Geräusch.
„Tische und Stühle“ sind nur so lange da, wie ein Mensch sie sich denkt? Wo ist hier der Zusammenhang mit Steiners Erkenntnistheorie, mit Steiners Beschreibung des Erkennens? Rudolf Steiner sagt etwas völlig anderes. Er sagt: Die menschliche Organisation reißt die Wirklichkeit in zwei Teile auseinander: Wahrnehmung und Denken. Würde der Mensch nur die Wahrnehmung haben, gäbe es für ihn keine Tische und Stühle – das Denken fügt jedoch der Wahrnehmung den Begriff hinzu, in dem das Wesen der Dinge lebt, es führt den Menschen in die volle Wirklichkeit.
Die Wirklichkeit ist nicht nur dann da, wenn ein Mensch sie erkennt – und auch Tische und Stühle sind nicht nur dann da, wenn ein Mensch „sie sich denkt“. Sehr wohl aber ist das menschliche Erkennen nicht nur ein wirkungsloses Abbilden einer Wirklichkeit, sondern der erkennende Mensch wird selbst wiederum eine Wirklichkeit und stellt in die gesamte Wirklichkeit eine ganz neue Wirklichkeit hinein: das menschliche Erkennen.
Gegen einen Berkeley trat Steiner auf – der den Baum nur existieren lassen wollte, wenn ein Mensch ihn sich vorstellt. Gegen einen Kant trat Steiner auf, der hinter den Dingen noch ein transzendentes, nie erkennbares Eigensein („Ding an sich“) postulierte. Dass der Mensch im Erkennen mit den Dingen, mit der Welt wirklich verbunden ist – das wollte er in philosophischen Begriffen deutlich machen und die Menschen erleben lassen.
Clements Deutung dagegen enthält einen neuen Dualismus: Der Mensch begegnet im Erkennen letztlich immer nur seinem eigenen Erkennen, niemals aber dem, was sich darin eigentlich manifestiert. Zwar manifestiert sich etwas, aber im Erkennen metamorphosiert es sich immer schon zu dem, was das Ich erkennt, wobei in das Erkennen des Ich immer das Ich selbst einfließt, so dass das Erkennen immer vor allem Selbst-Begegnung ist, vom Selbst gefärbtes Erkennen von etwas, was aber nie „an und für sich“ erkannt wird. Das ist wieder ganz Kant, Fichte oder Hegel (je nachdem), aber nicht Steiner.
 Mentale Bilder und abhängige Wesenheiten
Steiner hat nicht vom mentalen Bild des Stuhls gesprochen, sondern vom Stuhl – und zwar, genauer, sogar vom Wesen des Stuhls. Der erkennende Mensch ist nicht getrennt von der Wirklichkeit, er vereinigt sich mit ihr erkennend in tiefstem Sinne. „Mentale Bilder“ sind keine Vereinigung, sondern ein neuer Dualismus, denn sie implizieren eine transzendente Wirklichkeit, die eben gerade nicht erreicht wird. „Es hat mit der Natur der Dinge nichts zu tun, wie ich organisiert bin, sie zu erfassen.“ (Steiner). Das mit der Wahrnehmung sich vereinigende Denken erfasst die Natur der Dinge, nicht nur mentale Bilder. Der Mensch lebt erkennend innig vereint mit der Wirklichkeit.
Der Engel existiert nur, wenn der Mensch ihn imaginiert? Was will Clement hier exakt sagen? Meint er, die Imagination des Engels existiert nur, wenn sie existiert? Oder meint er, der Engel selbst existiert nur, wenn der Mensch ihn imaginiert? Und wenn der Mensch (der Geistesforscher, Steiner) erkennt, dass der Engel der Hüter des Schicksals ist, existiert das Schicksal vorher gar nicht? Was exakt will Clement sagen?
Clement deutet Steiner: „Man kann bestimmte innere Erfahrungen haben und solche Erfahrungen als Wahrnehmungen geistiger Wesen und ihrer Taten beschreiben.“ – Was ist damit nun eigentlich in Bezug auf die geistigen Wesen und ihre Taten gesagt? Dass sie existieren? Dass sie nicht existieren? Dass sie nur in der inneren Erfahrung des Menschen existieren? Oder nur als innere Erfahrung? Und wenn ein Mensch diese Erfahrung nicht macht? Und wenn kein Mensch sie gemacht hätte, nicht einmal Rudolf Steiner?
Oder will er sagen, dass die Erfahrungen, die Rudolf Steiner gemacht hat und die er als geistige Wesen und ihre Taten beschrieb, bereits Deutungen waren? Dass Rudolf Steiner seine Erfahrungen als geistige Wesen und ihre Taten gedeutet hat und man sie mit demselben Recht auch ganz anders deuten könnte? Was genau ist eigentlich der Gehalt von Clements Aussagen – worauf genau will er hinaus, was exakt will er deutlich machen?
Der Mensch hat innere Erlebnisse – und er sagt: „Dies ist ein Tisch.“ Der Mensch hat innere Erlebnisse und sagt: „Dies war ein Engel.“ Auf die Worte kommt es nicht an, sondern auf das, was der Mensch in dem einen und dem anderen Moment erkannt hat. Im Erkennen ist der Mensch mit der Wirklichkeit verbunden.
Die höheren Wesenheiten sind zunächst gewiss nicht abhängig vom menschlichen „Ich“, denn ihrem Wirken verdankt der Mensch überhaupt erst, dass er ein „Ich“ werden konnte und lernen konnte, mit diesem „Ich“ immer mehr ein bewusst Erkennender zu werden. So gesehen ist also der Mensch zunächst ganz und gar abhängig von diesen höheren Wesenheiten gewesen – und ist es in vielerlei Hinsicht, etwa in Bezug auf die Leibesvorgänge zwischen Leben und Tod, um nur ein Beispiel zu nennen, immer noch.
Erkannt werden können diese höheren Wesenheiten nur durch die Aktivität des Ich – was fast eine Tautologie ist, denn das Ich ist nun einmal die Instanz, die das Erkennen zu einer Wirklichkeit machen soll. Aber das Erkennen zu einer Wirklichkeit zu machen, bedeutet nicht, das Erkannte zu einer Wirklichkeit zu machen – es sei denn als Erkanntes für den Erkennenden. Der Erkennende erkennt, dass der Tisch ist – aber er hat ihn nicht erschaffen, er hat nur das Erkennen des Tisches im Ich realisiert und so gesehen erschaffen. Nun ist sein Erkennen des Tisches ein Teil der gesamten Wirklichkeit (geworden).
„Innenerfahrung“ zwischen Selbstverständlichkeit und Verengung Steiners
Wenn man hier nicht exakt differenziert, kommt man durch alle weniger exakten Deutungen Steiners sofort wieder in einen neuen Konstruktivismus, in einen neuen Dualismus, in neue transzendente Welten etc. hinein – aber Rudolf Steiners Erkenntnistheorie hat damit nichts zu tun.
Wenn Clement anders verstanden will, als es hier auseinandergesetzt worden ist, muss er sich exakter ausdrücken. Nach wie vor weist jedoch alles darauf hin, dass er ganz andere Erkenntnistheorien mit derjenigen Rudolf Steiners amalgamieren will, was aber letzterem niemals gerecht werden kann – auch und gerade nicht dem frühen Steiner und seinen erkenntnistheoretischen Schriften.
Wenig zielführend ist auch Clements Hinweis auf die angeblich sonst nur offenstehende Dualität zwischen „Offenbarungen einer transzendenten Realität“ oder „naive metaphysische Spekulationen“. Es ist jedem Anthroposophen klar, dass Steiners geistige Forschung und Geistesschau „innere“ Erlebnisse sind – aber ebenso klar ist es, dass bereits jeder Erkenntnis eines „Tisches“ innere Erlebnisse entsprechen: Wahrnehmung und Denken. Zugleich fallen aber bereits hier „innen“ und „außen“ in sich zusammen, ohne dass sie sinnlos werden – aber so, wie der Tisch außerhalb erlebt wird, kann ebenso gut das Ich als außerhalb erlebt werden, „bei den Dingen“.
In gleicher Weise bekommen „innen“ und „außen“ auch im geistigen Erleben eine völlig andere Bedeutung. Wenn Clement jedoch schreibt „Man kann bestimmte innere Erfahrungen haben...“, so ist er es, der den Begriff des „Innen“ verabsolutiert und nicht erkennt, wie er gerade an diesem Punkt beginnt, Steiner zu begrenzen und zu verengen – auf seine persönliche Deutung. Clement verabsolutiert hier die „inneren Erfahrungen“, wodurch alles, was dann folgt, subjektiver wird, als es von Steiner und in seiner Erkenntnistheorie dargestellt worden ist.
Wenn man Steiner hier ernster nimmt als Clement, bedeutet dies in keiner Weise, dass man in einen naiven metaphysischen Realismus zurückfällt oder aber Steiner zu einem Propheten macht. Es bedeutet nur, Steiner zu verstehen. Weder bedeutet Steiners Erkenntnistheorie, sich höhere Wesenheiten wie „Dinge“ vorzustellen, noch bedeutet ein Verstehen Steiners, seine späteren Schilderungen als „Offenbarungen einer transzendenten Realität“ hinzunehmen. Transzendent-unzugänglich ist diese Realität jedoch zunächst für denjenigen, der die Wahrnehmungsorgane noch nicht hat, die notwendig sind, damit sich die höheren Wesenheiten dem „inneren“ Erleben des Ich offenbaren können. Ebenso transzendent ist jedoch einem, der die Augen geschlossen hat, das Reich der Farben. Polemik ist hier sinnlos.
Diese Stuhl besteht nur als Bild.
Quelle 

Samstag, 28. März 2015

Lorenzo Ravagli

: Lorenzo Ravagli:
Im ersten Artikel noch überwiegent Positiv über Clement.
Im zweiten Artikel schon weniger.
Im dritten Artikel nimmt er noch weiter Abstand.


2-http://anthroblog.anthroweb.info/2014/die-anthroposophie-ein-rueckfall-in-den-mythos/

3-http://anthroblog.anthroweb.info/2015/mythos-metapher-und-imagination-ueber-die-realitaet-der-geistigen-welt/

Lorenzo Ravagli (Auszug Teil 3):Schon in Band 5 der SKA hat Clement Formulierungen verwendet, die darauf hindeuten, dass er die steinersche »Esoterik« als eine Veranschaulichungphilosophischer Ideen betrachtet. Zum Beispiel:
»Die steinersche Esoterik kann als eine zum Zweck der Anschaulichkeit vorgenommene ideelle Umstülpung seiner Philosophie verstanden werden, in welcher dasjenige, was zuvor Inneres war, als Äußeres angeschaut wird, und umgekehrt.«
In SKA 7 schreibt er über Steiners Ausführungen zu Kundalinilicht und Kundalinifeuer und den Chakren in »Wie erlangt man…«: »Diese Konzeption ist aber in ihrem Kern nichts anderes als die schon bei Fichte zu findende und auch Steiners ›Philosophie der Freiheit‹ prägende Dialektik von Erkenntnis und Liebe. Auch hier erweist sich somit die anthroposophische Esoterik wieder als Verbildlichung philosophischer Konzeptionen.« (S. LX)
An anderer Stelle: »Der sogenannte ›Astralleib‹ und die darin sich bildenden ›Chakren‹ … sind für Steiner somit letztlich bloße Visualisierungen bzw. Imaginationen, in denen seelische und geistige (und somit immaterielle) Phänomene in sinnliche Bilder gekleidet und so dem Meditierenden und dem Leser vorstellbar gemacht werden.» (S. LVII)
Besonders deutlich wird die Tendenz aber in den von mir zitierten Ausführungen:
»Während Steiner also 1902 vorhandene Mythen aus bewusstseinsphilosophischer Perspektive nur interpretierte, kreiert er hier gewissermaßen selbst einen Mythos, um das seelisch-geistige Erleben des menschlichen Selbst im übersinnlichen Bewusstsein anschaulich und lebendig werden zu lassen …«. (S. 319)
»Schon an früherer Stelle hatte Steiner die inneren Gesetzmäßigkeiten der geistigen Welt durch den Gebrauch einer mythologischen Redeweise zu verdeutlichen gesucht und von ›höheren Wesenheiten‹ gesprochen … In derGeheimwissenschaft von 1910 werden diese vereinzelten Versuche dann zur grundlegenden Methodik, indem Steiner in seiner Schilderung der Kosmogenese unter Rückgriff auf christliche und theosophische Hierarchienmodelle ein ganzes System geistiger Wesen einführt, mit deren Hilfe er die am evolutiven Geschehen im Kosmos beteiligten Kräfte und Prozesse zu konkret-greifbaren Vorstellungen verdichtet. In dieser Hinsicht kann die Anthroposophie insgesamt als Versuch einer Erneuerung mythischen Denkens in der Moderne aufgefasst werden. An anderer Stelle hat er jedochdiese mythologisierende Sprechweise zurückgenommen und etwa das karmische Geschehen als nicht von ›Wesen‹ und ›Mächten‹, sondern von unpersönlichen ›Kräften‹ bzw. ›Gesetzen‹ geleitet beschrieben … So schwankt die anthroposophische Darstellungsart oft zwischen mythisch-bildlicher und wissenschaftlich-abstrakter Rede«. (S. 321)
Kurz darauf: »Was vorher in einer mythologisch-verdinglichenden Weise als ›Wesen‹ oder ›Mächte‹ dargestellt worden war …, erscheint hier in einermoderneren und wissenschaftlichen Form, nämlich als ›Kräfte‹ bzw. ›Gesetze‹, welche hinter dem menschlichen Karma stehen.« (S. 328)
Immer wieder kehren diese Formulierungen bei Clement wieder: Verbildlichung, Visualisierung, Veranschaulichung, Verdeutlichung. Was gemeint ist, machen Wendungen wie »bloße Visualisierungen«, »nichts anderes als« besonders deutlich. Wenn ein Autor behauptet, etwas sei »nichts anderes als«, ist erhöhte Aufmerksamkeit geboten, weil sich darin meist eine unzulässige Identifikation oder Reduktion verbirgt. Clement hält das Sprechen von geistigen Wesen, von Astralleib usw. für weniger wissenschaftlich, fürweniger modern, als die rein philosophisch-abstrakte Redeweise. Insofern tatsächlich ein »Rückschritt«. Steiner selbst sah darin aber einen Fortschritt, ein Weiter- und Hinaufschreiten.
Ich nehme also an – auch aufgrund dessen, was ich in meiner Rezension zu SKA 5 herausgearbeitet habe – dass Clement in der Hierarchienwelt, in den gesamten Inhalten der Anthroposophie, in denen Steiner so richtig esoterisch geworden ist, nichts als Veranschaulichungen und Allegorisierungen von Vorgängen sieht, die man entweder auch rein philosophisch erkennen oder zum Ausdruck bringen kann. Ich erinnere an Steiners Ausführungen in »Mein Lebensgang« zu seinem Vortrag »Goethes geheime Offenbarung«: »Und in diesem Vortrag wurde ich in Anknüpfung an das Märchen ganz esoterisch. Es war ein wichtiges Erlebnis für mich, in Worten, die aus der Geistwelt heraus geprägt waren, sprechen zu können, nachdem ich bisher in meiner Berliner Zeit durch die Verhältnisse gezwungen war, das Geistige nur durch meine Darstellungen durchleuchten zu lassen.«
Aber sehen wir einmal von Clement ab.
Wie ist Steiner selbst zu verstehen? Vielleicht müssen wir die genetische und die systematische, die ontologische und die logische Perspektive unterscheiden. Würde man behaupten, die gesamte »Geheimwissenschaft im Umriss« enthielte nichts als Vorgänge, die sich im Bewusstsein Steiners abgespielt hätten, und diese Prozesse bezögen sich nicht auf etwas, das auch unabhängig von diesem Bewusstsein Bestand hätte, wäre die logische Folge,dass die Welt aus Steiners Bewusstsein entstanden ist. Denn, was er hier als Alten Saturn, Alte Sonne, als Archai, Exusiai, Throne usw. schildert, existiertealsdann ja nur in seinem Bewusstsein und alles, was aus dem Wirken der Hierarchien hervorgegangen sein soll, existierte auch nur in seinem Bewusstsein. Steiner wäre also Gott. Oder er hätte eine überaus reiche, lebendige Phantasie. Warum sollten wir uns aber dann mit ihm weiter beschäftigen? Er wäre so oder so nichts weiter als ein Kuriosum der Weltgeschichte. Und was wäre denn jetzt, nachdem dieses Bewusstsein nicht mehr vorhanden ist? Oder bringt er immer noch die Welt hervor, auch nachdem er gestorben ist?
Zwar sind all diese Vorgänge erst durch sein erkennendes Bewusstsein für uns zugänglich geworden, weil er sie erforscht und dargestellt hat, aber sie existieren – zweifellos auch nach Steiners Auffassung – auch unabhängig von diesem Erkennen – insbesondere, da sie dieses Erkennen überhaupt erst ermöglicht haben. Die menschliche Erkenntnisorganisation, die den Weltprozess erkennen kann, muss ja zuerst durch diesen Weltprozess entstanden sein, damit sie sich auf ihn zurückwenden und erkennen kann, wie sie entstanden ist. Es wäre aber ein Irrtum, anschließend zu behaupten, dieses Erkennen, das das Ergebnis des Weltprozesses ist (laut »Philosophie der Freiheit«, das letzte das entstanden ist), hätte diesen Weltprozess, also die Voraussetzungen und Bedingungen seiner Möglichkeit hervorgebracht. Vielmehr hat das Geistige, das »neben und außer dem Ungeistigen« existiert, aus dem diese Organisation hervorgegangen ist, diese hervorgebracht.
Wendet man Clements These auf das erkennende Bewusstsein des Menschen im allgemeinen an, würde sie zur Konsequenz führen, dass jedes einzelne erkennende Bewusstsein alles hervorbringt, was es erkennt, einschließlich der Voraussetzungen seiner Erkenntnisorganisation und damit würden wir tatsächlich bei einem radikalen Solipsismus landen, denn es gäbe so viele Welten, wie es erkennende Bewusstseine gibt oder bei einer Form des Monadismus, sofern all diese Welten in einer Art von prästabilierter Harmonie übereinstimmen.
Das »Gegebene« ist aber nicht von uns hervorgebracht, wir müssen es als Gegebenes annehmen, aufnehmen und erkennend durchdringen. Zu diesem Gegebenen gehört auch unsere Leibesorganisation, die das Erkennen erst möglich und nötig macht. Hinter dem Gegebenen verbirgt sich die gesamte Evolution, der Weltprozess, der Schöpfungsprozess, der zu dieser Leibesorganisation als objektiver Prozess hingeführt hat, damit durch sie ein individueller Menschengeist diesen Weltprozess und die schöpferischen Mächte erkennen kann, die ihn ermöglicht haben.
Natürlich spielt sich der ganze Weltprozess im Bewusstsein ab, wenn es diesen erkennt, aber ist deshalb dieser Weltprozess nur ein Bewusstseinsvorgang?
Dabei ginge die objektive Seite dieses Prozesses verloren. Vom Menschen »unabhängige Daseinsformen oder Geistwesen« wären dadurch obsolet, denn es handelte sich stets nur um »Projektionen« des Menschen, der nicht erkennt, dass es sich um »Projektionen« handelt.
Wenn sich das menschliche Ich zum Weltinhalt erweitern soll, dann muss ein solcher Weltinhalt doch überhaupt erst einmal vorhanden sein.
Die »Philosophie der Freiheit« frägt zwar nicht danach, wie dieser Weltinhalt entstanden ist, die »Geheimwissenschaft im Umriss« aber sehr wohl. Insofern ist die »Geheimwissenschaft« die notwendige Ergänzung der »Philosophie der Freiheit«, weil sie die von dieser ausgeklammerte Frage beantwortet.
Sind Sie denn der Auffassung, dass das initiierte Bewusstsein die Engelwesen, die es erkennt, als Wesen in ihrem Sein hervorbringt?
Oder ist es nicht vielmehr so, dass es durch seine Erkenntnistätigkeit die Bedingungen schafft, dass diese in ihm erscheinen können? Dass es zum Beispiel die tätigen Organe erzeugt, damit diese in imaginativer Form – als Bilder – erscheinen können? Wohl ist das Geistige, das ich erkenne, Wesen von meinem Wesen, aber es ist nichtsdestotrotz Wesen, Wesen, das in seinem Sein aus sich selbst besteht – und nicht aus mir.
Das gilt ja auch schon für die von uns erkannten Gesetze. Wir schaffen nicht das Dreiecksgesetz, es beruht auf sich selbst. Wir schaffen es lediglich in unserem Denken nach, das in seinem Vollzug sich diesem Gesetz hingeben muss, wenn es dieses seinem Wesen entsprechend denken soll. Und so verhält es sich mit allen geistigen Weltinhalten, abgesehen von unserem eigenen Ich, das wir tatsächlich selbst schaffen, indem wir es erkennen. Deswegen ist die Intuition des Ich auch die »einzige wirkliche Intuition«, die der Mensch im gewöhnlichen Bewusstsein haben kann.
es geht weiter

Freitag, 27. März 2015

des-Info3 und Seinesgleichen


Allgemein diverse Links.

David Marc Hoffmann: Eine zuverlässige Forschungsgrundlage (veröffentlicht in Die Drei, Oktober 2013)  hier

Johannes Kiersch: Ein vielversprechender Auftakt (veröffentlicht im Wochenblatt Das Goetheanum)
Link fehlt, aber anders uns auch und noch und hier

Jens Heisterkamp: Mystik als Umstülpung der Philosophie (veröffentlicht in Info3) und hier

http://www.info3-magazin.de/ein-immunsystem-geraet-ins-schwitzen/

http://www.rosejourn.com/index.php/rose/index

http://www.frommann-holzboog.de/site/suche/detailansicht.php?wid=127000510

http://www.anthromedia.net/de/artikel-dateilansicht/article/kritische-steiner-ausgabe/

https://www.facebook.com/permalink.php?story_fbid=692959480742257&id=126693400702204

http://www.info3-magazin.de/steiner-neu-lesen-fachverlag-plant-werkausgabe/

Die egoistischen Anthropotanten

https://waldorfblog.wordpress.com/?s=Clement&searchbutton=Go%21


Ansgar Martins
Zu Band 7 der kritischen Steiner-Ausgabe: Anthroposophische “Erkenntnisschulung” und Theoriefragen der Esoterikforschung von Christian Clement zu Olav Hammer

Die Mystik im Aufgang: Christian Clement liest Steiners esoterische Konversionsbiographie neu

Anthroposophische Reformation. Dogmen der liberalen Anthroposophie

Ideologische vs. ideogenetische Steiner-Deutung

https://waldorfblog.wordpress.com/category/jens-heisterkamp/

http://gamamila.blogspot.nl/ Jostein Saether

http://antroposofieindepers.blogspot.nl/

http://endstation.kulturfarm.de/author/felixhau/


Anderen:

Andreas Lichte
http://www.ruhrbarone.de/hitler-steiner-mussolini-anthroposophie-und-faschismus-gestern-und-heute/39020

Ramon Verachtert
http://www.ramondejonghe.eu/


Helmut Zander


http://www.sophiafoundation.org/articles


http://www.freie-vereinigung.de/buecher.html


Grumpy old man


Eine kleine Blumlesung von Egoert, der grumpy old man und Anthropotante zugleich.


Niemand ist hier gesperrt- lediglich Herr Seler bleibt unerwünscht. Michaela hat vielleicht ein technisches Problem mit Google, ist aber nicht im automatischen Google- Spam- Ordner. Manchmal "verschluckt" Blogspot- Google einen Kommentar; bitte noch mal probieren. 

Manroes "intellektuelles Schlaumeiertum" hat für mich - gepaart mit Anti- Amerikanismus, Anti- Europäertum, Pro- Putinismus, usw- mindestens latent etwas, was mich an national- sozialistische und antisemitische Propaganda erinnert. Womöglich ist ihm das aufgrund seines Vermeidens von Intellekt nicht ganz klar. In den letzten Monaten gab es eine Reihe von solchen Outings im anthroposophischen Umfeld - zuletzt auch eine "Lügenpresse"- Kampagne gegen die gesamte anthroposophische Presselandschaft- Pegida lässt grüßen. Insofern wird das Gerede der Anti- Intellektuellen mehr und mehr ungemütlich, der Ton wird schärfer. Natürlich, gegen Dummheit ist kein Kraut gewachsen. Aber das sollen die Front-National- Anhänger und Anti- Europäer doch auf ihren Demonstrationen zusammen mit ihren rechten Schlägern machen.

Herr Röhr- erst Kübel voller Dreck z.B. über Menschen im Umfeld von Info3 ausschütten, immer zusammen gerottet mit gleich gesinntem Pack, und dann weinerlich, wenn mal gegen gehalten wird, von "Hinrichtung" sprechen. Das ist so richtig hanswurstig.

Eben. Meine "Gesinnung" ist vor allem die, dass ich die schrägsten Vögel, die sich reichlich auch in der Anthroposophischen Gesellschaft finden lassen, hier weit über ein Jahrzehnt lang ertragen, häufig mich auch über sie lustig gemacht habe. Ausgenommen waren die direkten Nazis. Heute tritt das, im Schwunge mit Pegida, teilweise auch im aufgeregten Gegacker gegen die textkritische Interpretation von Steiner, teilweise mit Terry Boardman und der New World Order, wieder auf. Die antisemitischen und antidemokratischen Anteile dabei sind unüberhörbar. Wenn der Terror- Staat in Russland, der eine Diktatur im Verbund mit der Mafia ausgebildet hat, Amsterdamer Flugzeuge über der Ukraine abschießt, ebenso gebilligt und relativiert wird wie die Verschwörungstheorien über 9/11, dann gebietet der Humanismus, an dieser Stelle den Diskurs abzubrechen. Wer das billigt, verlässt die Basis eines vernünftigen Diskurses- jedenfalls in meinen Augen. Das neuerlich aufgekommene Gehetze gegen die anthroposophische "Lügenpresse" - diese sei gleichgeschaltet und dulde den putinesken Staatsterror nicht- ist ein deutliches Zeichen dafür, dass die Pegida-, NWO- und ultrarechte Fraktion sich organisiert. Dem werde ich hier im Blog keinen Raum geben.

Ich verstehe schon, dass Sie wütend sind, Herr Kees. Ich bin ja auch über längere Zeiten still und diene nur als einer der Moderatoren. Aber ab und zu ist es für mich an der Zeit, Stellung zu beziehen. Jetzt ist eine solche Zeit

Wobei, wie die früher von Christian gesammelten "Kritiken" an der SKA, aber auch die Beiträge im "Nachrichtenblatt" und anderswo ja zeigen, dass sich diese Leute an der SKA stossen, weil sie einen offenen, liberalen, freigeistigen Umgang mit Anthroposophie erfordert. Sie entlarvt damit ungewollt diese paranoiden, sektiererischen, selbstbezüglichen, hoch ideologisierten, oft politisch rechts stehenden und dazu Verschwörungstheorien anhängenden "Kritiker". Das laute Geschrei soll nicht täuschen- vermutlich ist der Haufen nicht allzu groß. Manche sind sicher auch bei Pepita dabei und halten, wie Herta Müller es in DIE WELT beschrieb, Plakate hoch mit dem innigen Aufschrei "Putin hilf!". Da helfen auch Argumente nicht mehr wirklich- die sind aus der Wirklichkeit heraus gefallen.


Meiner Meinung nach (und ich folge dabei wieder einmal Georg Kühlewind), ist Improvisation das, wozu Könnerschaft auch in Sachen Anthroposophie führt- ebenso wie im Jazz und im ganzen Bereich Musik und Kunst. Nicht nur Kunst kommt vom Können. Meditation ist immer gekonnte Improvisation - ebenso wie ein gekonntes Gespräch dialogisch- improvisierend geführt wird. Dilettantisch dagegen sind blinde Gefolgschaft, stures Regel- Befolgen, Rechthaberei, usw. Das tötet alles ab. Die SKA fördert ungewohnte Betrachtungsweisen und fordert die Sektierer heraus. Einem souveränen Anthroposophen, der die Kunst der Improvisation kennt und schätzt, kann sie nur eine Bereicherung sein. 


Auch der naive Realismus, dem Herr Kees anhängt - so zu tun, als könnte man Rudolf Steiner wortwörtlich nehmen- ist eine Art der Interpretation. Nur dass der naive Realismus so tut, als läge in dieser nicht reflektierten Interpretation eine Art Offenbarung. Christian Clement interpretiert natürlich auch- aber er reflektiert zugleich seine Methodik, d.i. sein spezifischer textkritischer Ansatz. Ich würde sagen, dass Clements Ansatz der moderne ist- im Sinne der "Bewusstseinsseele", die sich selbst distanzierend zu betrachten in der Lage ist. Der naive Realismus dagegen entspricht einer alten Bewusstseinsschicht, bei der die Moderne noch gar nicht angekommen ist.

Ach, der Herr Niederhausen leidet wieder an der bösen intellektuellen Welt. "Der Ruf der geistigen Welt ertönt fortwährend. Und er will nicht interpretiert werden.." Nein, der Ruf möchte in sich hinein geschlürft werden wie Sahnequark. Zitternd von innerem luziferischen Beben. Auf die Knie geworfen von dem Ungeheuerlichen wie in der letzten Inkarnation, als man sich noch mönchisch auf die Knie warf und mit Geißeln schlug. Wehe, wehe, die Welt ist böse. Aber *ich* habe ja mein Jesulein. (Entschuldigung, aber Herr Niederhausen bringt mich aus der Fassung)


Uebrigens hat derselbe Eggert der dich hier soviel Zeit gibt in diesem Blog, Sehr viel Zeit spendiert an diese Heilige." Oh, ja. Und daher sehe ich nicht den geringsten Zusammenhang zwischen einem methodisch sauberen Denken und den kruden Visionen einer Stigmatisierten. Wenn man das Luzifer- Ahriman- Argument auf die schlichte Kampfwaffe reduziert, wie Sie es tun, dann ist das ein Totschlag- Argument, mit dem man Alles und Jedes treffen kann. Sie wollen Ihre seelische Bedürftigkeit pflegen, aber auch um jeden Preis recht haben- es ist schwer, mit jemandem zu argumentieren, der sich auf seinem völlig losgelösten inneren Kreuzzug befindet. 

Herr Kees, was glauben Sie eigentlich, wie oft ich diesem Typus von Verurteilung, wie Sie es mir gegenüber tun, begegnet bin? Mich schmerzt keineswegs die Attacke, sondern die elende Monotonie, die pure Öde des Klischees. Die Rechthaberei, die seelische Bedürftigkeit, die Verachtung der Zeitgenossen, die auf den "Materialismus" reduziert vorgestellt werden- und die damit einher gehende Selbstbeweihräucherung als "Anthroposoph". In meinen Augen sind das seelische Reflexe, die Anthroposophie benutzen, um die eigene Wichtigkeit geniessen zu können- gewiss eine pure Illusion. Für mich werden in solchen Haltungen die eigenen seelisch- geistigen Voraussetzungen nicht reflektiert- es fehlt grundsätzlich an einer inneren Distanz zu sich selbst. Dass man den Zeitgenossen, auf die man herab blickt - den schnöden "Intellektuellen"- damit unrecht tut, ist das Eine- aber man benutzt Anthroposophie auch als Waffe- man missbraucht sie. Das hat sie nicht verdient.


Herr Kees hat bislang den Status eines Hofnarren

Haben Sie getrunken, Michaela? Oder zu viel von dem süßen Nektar genascht? Bei allem Respekt: Reden Sie doch für sich selbst, und legen Sie nichts in Andere hinein. Ich verstehe ja, dass das hier vor allem eine Comedy- Veranstaltung ist - Herr Kees alleine ist ja geradezu die Karikatur eines Fanatikers- aber man kann es auch übertreiben. 

Schnüffelei, Provokation und Hexenjagd: Mir ist das unsagbar peinlich, was Kees und einige Gleichgesinnte in diesem, von mir verantworteten Blog veranstalten. Ich denke, dass es für sich spricht, und nur deshalb lasse ich es überhaupt zu. Das Ausmaß an Intoleranz und bigotter Rechthaberei, verbunden mit der erklärten Weigerung, tatsächlich etwas von den Büchern Chrustian Clements zu lesen, ist längst voll. Ich werde diese Art von Exzess jetzt beenden. Bei Herrn Clement möchte ich mich entschuldigen dafür, dass derartige Widerwärtigkeiten hier statt gefunden haben. 

Da Kees nach wie vor belästigende Anschuldigungen postet, setze ich das Blog wieder auf Moderation. Ich möchte noch einmal betonen, dass ich juristisch verantwortlich bin, aber eine solche Hetze nicht ertrage. Von daher betrachte ich Kees und Gesinnungsgenossen nicht als sachliche Kritiker, sondern als Spam. Ihren Dreck sollten sie anderswo absondern.
 

Das Sprechen vom Anlegen von " Dossiers" über Christian Clement kommt in Deutschland, das so lange unter eben diesen Dossiers etwa der Stasi gelitten hat, nicht besonders gut an. Wie sollen wir das verstehen? Systematisches Sammeln von "belastenden Materiialien" durch die Anthro- Schnüffler?


Ich bin ja wirklich erstaunt, mit welcher Inbrunst - nach 100 Jahren Steiner- hier von vielen Lesern immer noch das Credo der Zweiheit von Denken und "Offenbarung" hoch gehalten wird. Teilweise von Menschen, die seit Jahrzehnten Steiner gelesen haben! Dasselbe gilt für das Hochhalten eines gesonderten "Spirituellen", einer Religion oder eines Christusbegriffs. Denen, die Steiners Denken über das Denken folgen, wird Hochmut und "Ungeistigkeit" vorgeworfen. Es ist schlimmer als in einem tief katholischen Milieu ( das heutzutage im übrigen viel liberaler ist, zumindest in den Städten). Man versteht die Verzweiflung eines Georg Kühlewinds. Das Hochhalten eines schwammigen "Herzdenkens", das in der Art testamentarischer Offenbarung vorgestellt wird, findet man in dieser Gesellschaft allerorten. In den Köpfen geistert immer noch das Milieu der Theosophischen Gesellschaft. So schlimm, wie es sich heute darstellt, war es schon eine oder zwei Generationen zuvor; da bewegt sich einfach nichts.

Meine Meinung ist auch: Wer heute noch die Verteufelung des "Intellektuellen" betreibt - siehe Niederhausen, Kromme, Röhr, usw- hat offenbar den Nationalsozialismus nicht mit bekommen. Oder das Pol Pot Regime. Oder die Mao- Revolution. Oder den ganzen Irrsinn der Post- und Anti- Intellektuellen, das Ganze fürchterliche Anti- Humane. Wenn dann in diesem Blog die Hatz gegen den "intellektuellen" Christian Clement eröffnet wird, denke ich schon immer: Wie viel Pol Pot schwingt da mit?

Nein, ich bin nicht Clements Mundstück. Es geht ja auch nicht nur gegen ihn, sondern gegen die anthroposophische Presse, die als gleichgeschaltet bezeichnet wird, gegen Bodo von Plato, gegen Jeden, der es wagt aus dem billigen schematischen Kult- Abklatsch von Anthroposophie, der diesen Mob bewegt, heraus zu ragen- beispielsweise mit eigenen Standpunkten, Initiativen und Gedanken. Oder wer es wagt, politisch der Perspektive Steiners von 1914 zu widersprechen. Diese Leute heben Anthroposophie nicht in die Gegenwart- sie sind, wortwörtlich an Steiners Lippen hängend, vor 100 Jahren eingefroren und entwickeln aus dieser Perspektive ihre reaktionären Verschwörungstheorien.

 "Erheben Sie sich lieber zu dem Niveau meines letzten Aufsatzes.." Glückwunsch, Herr Niederhausen, diese Selbstironie steht Ihnen wirklich gut. Ein großer Fortschritt gegenüber diesem ansonsten oft pompösen Gehabe und dieser aufgeblasenen Rechthaberei. Natürlich werde ich Ihr Niveau nie wirklich erreichen, strebe dies aber auch nicht an. Schuster bleiben bei ihren Leisten, selbstverständlich. Daher bestehen ernsthafte Zweifel, ob irgend ein Blog dieser Welt Ihre "Tiefe und Substanz" je wird erreichen können. Meine Demut, Meister!

 Dennoch: Die Dämonisierungen - in diesem Zusammenhang insbesondere die des "intellektuellen" Christian Clement- fallen auf die zurück, die sie betreiben- vor allem, indem sie sich dadurch selbst isolieren. Verbal nimmt Niederhausen die Sache zurück, tatsächlich schreibt er sich immer weiter hinein- letztlich verteufelt er einzelne Kommentatoren hier und produziert alberne Szenerien, in denen Clement als Luzifer auftritt. Ärmer geht es einfach nicht.

Die Werte dieses Blogs sind - Meinungsvielfalt zu begrüßen, aber Diffamierungen und Herabwürdigung zu vermeiden. Es ist auch keine Zensur, Spammer wie Röhr oder Kromme nach langem Ertragen nicht mehr zu dulden - das liegt an der andauernden, massenhaften Kundgebung extremer Ansichten von deren Seite. Dieses zerstörerische Spammen unterbricht jede Gesprächskultur und ist schädlich für jedes Blog. Die Herren sind inzwischen auch längst wieder bei Facebook aktiv. Immer dasselbe Horn, immer derselbe Ton.

Lieber Herr Niederhausen, Sie schreiben: "Meine Schärfe wendet sich drittens gegen eine akademische Herangehensweise, in der für mich der persönliche Bezug zu Rudolf Steiner und der Anthroposophie nicht erkennbar ist. (..) Ich persönlich kann mit Menschen über die Anthroposophie sprechen – und dann ist es auch ein wirkliches Gespräch –, bei denen ich merke, das in ihnen eine ähnliche Ehrfurcht lebt wie in mir." Ich muss Ihnen zugute halten, dass dieser Standpunkt wenigstens ehrlich ist. Sie wünschen eine Kultgemeinde, in der Einigkeit und stimmungsvolles Miteinander zelebriert wird- die sachliche Diskussion, die auch sachliche Kritik und Selbstkritik beinhaltet, interessiert Sie ebenso wenig wie die individuelle Aneignung dessen, was sie als "Anthroposophie" offenbar als gegeben hinnehmen. Damit stellen Sie sich gesellschaftlich, zeitgeschichtlich und persönlich ins Abseits. Das ist quasi die freiwillige Unterjochung, die Realisierung des Solipsismus, die Aufgabe menschlicher geistiger Freiheit. Im neuen Testament wird diese Haltung den Pharisäern zugeschrieben. Man kann das machen, natürlich. Es widerspricht offensichtlich der Haltung, die dieses Blog einnimmt.

Das Absurde ist für mich, dass Kritiker wie Staudenmaier in Bezug auf die Anthroposophie- Vorstellungen reaktionärer Anthroposophen völlig recht haben - die Kritiker reichen quasi den Reaktionären die Hände. 

Ihre Frömmelei und Gefühligkeit verdecken nicht Ihr schlichtes Weltbild und das Herunterbeten anthroposophischer Vokabeln. 

Dann schaut der Herr des Karma den Herrn Niedersachsen, von Engeln getragen, im jubilierenden Chor der Erzengel (zu seinen Füßen die Schoß Hündchen Luzi und Ahriman); und spricht: Scheiße, Herr Niederhausen, Thema verfehlt, setzen. 

Herr Niederhausen, ihre irrelevanten dogmatischen Belehrungen nehmen inzwischen in diesem Blog zu viel Platz ein. Ich vermute, dass Sie sich einfach als "Kritiker" profilieren und das Interesse an Christian Clements Arbeiten nutzen wollen. Nehmen Sie sich bitte zurück und unterlassen Sie das Kopieren der Threads dieses Blogs.
 


Das passt schon bei Niederhausen- Kromme. Niederhausen, der sich so gern in der Opfer- Rolle darstellt, möchte offenbar eine Glaubenskongregation in der anthroposophischen Szene etablieren, mit sich selbst als Großinquisitor. Rudolf Steiner wird zum Propheten des Herrn, dessen Worte per Offenbarung gegeben wurden und unantastbar sind. Frische Gedanken und Methoden der Betrachtung werden durch öffentliche Geißelung geahndet. Anthroposophie dient als geschlossenes, selbstbezügliches System. Offenbar geraten bei solchen Leuten die Inkarnationen etwas durcheinander. Sie sind so offensichtlich öde und aus der Zeit gefallen, dass selbst die härtesten Theosophen als absolute Freaks erscheinen.Von Michael Eggert am Montag, 6. April 2015 um 10:34:00 MESZ unter Egoisten eingestellt.